Gotthard: So sieht es auf der grössten Baustelle der Schweiz aus
Seit zwei Jahren laufen die Vorbereitungen für das Grossprojekt: Der zweite Gotthard-Strassentunnel. Was braucht es alles, damit der Tunnel im Jahr 2029 eröffnet werden kann?
«Boom.» Mit einem lauten Knall um acht Uhr morgens starten die lauten Bauarbeiten in Göschenen. Für gewisse Einwohnerinnen und Einwohner ist dies der tägliche Wecker, für andere lediglich eine kleine Störung beim Frühstück. Verursacht wird dies durch Sprengungen. Für die Bevölkerung von Göschenen ist dies Alltag, doch wieso und wo wird eigentlich gesprengt?
Spoiler. Hier:

Angefangen hat diese Geschichte im Jahr 1980. Dort wurde der erste Gotthard-Strassentunnel eröffnet und somit der Gotthardpass für den Transitverkehr überflüssig. Der Tunnel führt vom Kanton Uri zum Kanton Tessin. Also von Göschenen nach Airolo.

Nach der Jahrtausendwende kam der Bundesrat jedoch zum Entschluss: Der 20-jährige Tunnel muss saniert werden. Dafür wurden mehrere Optionen geprüft, wobei ein zweiter Tunnel die effizienteste Lösung war.
Nach dem Bundesratsentschluss kam die eidgenössische Abstimmung im Jahr 2016. Die Schweizer Bevölkerung entschied sich für eine zweite Röhre. Vier Jahre später startete der Bau des Grossprojekts. Geplant ist eine Bauzeit von neun Jahren, bis im Jahr 2029 die zweite Röhre eröffnet werden kann.

Mit dem Spatenstich vom 29. September 2021 starteten also die beiden Grossbaustellen in Göschenen und Airolo. Seit dem Baustart hat sich in Göschenen einiges getan. Drei grosse Löcher ragen nun im Berg und sind so die Eingänge der verschiedenen Stollen.

Die Karte zeigt die verschiedenen Baustellen auf dem Areal. Beim Tippen auf den jeweiligen Standort öffnet sich ein Feld für mehr Fakten.
Eine Sprengung für vier Sinne
Damit ein Stollen entsteht, mussten die Bauarbeiterinnen und Bauarbeiter zuerst sprengen. Eine solche Sprengung braucht mehrere Stunden Vorbereitung, bis diese mit einem Knopf durchgeführt werden kann. Zuerst wird aber mit einem Horn drei lange Warntöne gespielt, dann drei kurze und «boom».


Während drinnen sich tausende Steine lockern, spürt man draussen die Erschütterung. Eine dicke Rauchwolke, welche aus dem Stollen flüchtet, macht die Sprengung auch von aussen ersichtlich. Neben dem Hören, Sehen und Spüren, hat auch unsere Nase etwas davon. Denn die Sprengung verursachte auch einen verbrannten Geruch. Deshalb wird der Stollen danach jeweils für rund eine Stunde gelüftet.
Was mit dem Bauschutt nach einer Sprengung passiert und wie es eigentlich auf der Grossbaustelle aussieht, sehen Sie unten im Video.
Rund 7,4 Millionen Tonnen Ausbruchsmaterial verursacht der ganze Bau der zweiten Röhre. Teile von diesem Material wird in neues Baumaterial umgewandelt. Einiges davon wird in Airolo benützt. Dort wird ein Gelände damit modelliert sowie eine Überdeckung gemacht. Weiteres Material wird in den Urnersee transportiert um dort kleine Inseln zu erstellen.


Die heilige Barbara ist auch dabei
Zu jedem Tunnel gehört Barbara. Die heilige Barbara ist die Schutzpatronin der Bergleute. Also die Beschützerin der Arbeitenden währen dem Bau des zweiten Gotthard-Strassentunnels. In jedem der verschiedenen Stollen hat sie ihren Platz. Sie begrüsst mit ihrem Leuchten im Gestein und verabschiedet alle Mineurinnen, Bauarbeiter oder Journalistinnen, wenn sie es wieder gesund und unversehrt aus dem Stollen schaffen.

