Darum ist Chicorée seit 40 Jahren erfolgreich

Eine Frau wartet auf einer Bank mit einer Chicoree Einkaufstasche.

Darum ist Chicorée seit 40 Jahren erfolgreich

Dieses Jahr feiert das Dietiker Modeunternehmen das 40-jährige Bestehen. Jörg Weber, Gründer und Verwaltungsratspräsident, blickt zurück und nach vorne und sagt, wieso es keine Männermode bei Chicorée geben soll.

Was ist grün und vielschichtig? Chicorée. Damit ist aber nicht etwa der Salat auf dem Teller gemeint, sondern die Dietiker Modemarke. Nun feiert sie das 40-Jahre-Jubiläum.

Im Jahr 1982 hat Jörg Weber sie gegründet. Drei Jahre später eröffnete das erste Geschäft in Baden – damals mit Webers Partner Antonio Cerra und der ersten Angestellten Miriam Schönmann. Heute sind über 900 Angestellte in 176 Filialen in der Schweiz verteilt. Gut zehn Jahre nach der Gründung folgten die bekannten schwarzen Chicorée-Taschen mit dem grünen Schriftzug und so gelang ein Kultprodukt auf die Schweizer Strassen.

Das Chicorée-Logo ziert auch seit Jahren die Läden in Einkaufszentren und Einkaufsstrassen. «Es gibt kaum eine Frau, die Chicorée nicht kennt», ist sich der Verwaltungsratspräsident und Gründer Jörg Weber sicher.

14 Prozent mehr Umsatz

Im diesjährigen Jubiläumsjahr strebt Chicorée den nächsten Rekord an. Wie Weber sagt, gibt es im Jahr 2022 über 180 Millionen Franken Umsatz. Das seien 14 Prozent mehr als im letzten Jahr. Grund dafür: «Unsere Produkte sind preisgünstig und aufgrund der wirtschaftlichen ­Situation sind die Leute sparsamer und kommen eher zu uns», sagt er. Deshalb laufe auch das Weihnachtsgeschäft jedes Jahr gut. «Die Leute haben ein Bedürfnis zu konsumieren, aber das Weihnachtsgeschäft ist nicht mehr so stark wie früher.» Er geht davon aus, dass heutzutage der Black Friday neu einen Teil des Dezemberumsatzes vorwegnimmt.

Die beiden Jahre 2014 und 2015 waren für Chicorée schwierig, sagt Weber. Daran schuld seien auch die missglückten Schuhläden. «Am Anfang liefen sie gut und wir wollten expandieren.» Gleichzeitig gab es ­einige Filialen der neuen ­hauseigenen Marke Famous. Ein Fehler, wie sich später zeigte. Im Jahr 2015 wurden beide Geschäfte geschlossen und der Fokus lag nun ganz auf Chicorée. Die Jahre darauf seien ebenfalls herausfordernde Jahre ­gewesen, sagt Weber. Aber: «Wir waren gut aufgestellt und haben uns neu erfunden. ­Deshalb hatten wir ab 2017 wieder Rekord­jahre.»

Auch neben dem Finanziellen feiert das Schweizer Modehaus Erfolge. In diesem Jahr kamen acht Filialen dazu. So gibt es aktuell 176 Filialen, die auf 24 Kantone verteilt sind. Einzig in den Kantonen Appenzell Innerrhoden und Obwalden ist Chicorée in keinem Geschäft eingemietet. «In Appenzell hatten wir keine Chance und mussten die Filiale nach zwei Jahren wieder schliessen», sagt der VR-Präsident.

In Sarnen OW seien sie aktuell am Abklären. «Es gibt sozusagen alle zehn Kilometer einen Chicorée», sagt Weber. Und es folgen weitere Filialen. Bis und mit Februar sollen noch drei bis fünf Standorte dazukommen, sagt er weiter. Im Glattzentrum und am Zürcher Flughafen fehlt bis heute noch der grüne Schriftzug oberhalb eines Geschäfts. «Dort wollen wir zwingend hin und in der Westschweiz müssen wir auch ausbauen.»

Über 600’000 Kundinnen

Parallel dazu habe Chicorée die Digitalisierung vorangetrieben, sagt Weber weiter. Dazu gehört auch das Kundenprogramm «VIP», wo über 600000 Kundinnen registriert seien. Trotz Digitalisierung bleibt bei Chicorée der Onlinehandel noch aus. Zumindest der tägliche Verkauf via Internet.

Jedoch findet an ausgewählten Sonntagen Online-Shopping statt. «Ich bin ein Gegner vom Online-Shopping, denn Einkaufen in stationären Läden ist etwas Emotionales», sagt Weber. Aber seine beiden Söhne Pascal und Mathias Weber – die seit Dezember 2020 Co-CEOs sind – würden das Online-Shopping vorantreiben.

Seit 40 Jahren besteht nun die Marke Chicorée. Was früher noch Super Store hiess, heisst dank einer inspirierenden Reise von Weber nach Paris nun Chicorée. «Unsere Marke ist mit den Kundinnen gewachsen», sagt er. Entsprechend ist das Durchschnittsalter auch im mittleren Alter. Doch das Geschäft habe eine junge Ausstrahlung, ist er sich sicher.

Nicht nur die Marke hat sich in den 40 Jahren verändert, ­sondern auch die Kleidung, die über die Ladentheke von Chicorée geht. Der Grossteil, also die Basic-Kleider, hätten sich in den Jahrzehnten jedoch wenig verändert, sagt Weber und fügt hinzu: «Wir sind keine Trendsetter, sondern decken die Menge ein.»

Keine Männermode geplant

«In Zukunft wollen wir uns am Markt weiterentwickeln», sagt Weber. Dazu gehört aber keine Männermode. Der VR-Präsident kann sich dies nicht vorstellen, denn: «Wir sind eine Frauenkette und der Mann ein schwieriger Kunde.» Zudem sei die Männermode vielfältig und die Gefahr, einen Gemischtwarenladen zu erhalten, gross.

Das Gleiche gelte für Kindermode, sagt er. Deshalb spezialisieren sie sich weiterhin auf Frauenmode. Aufgrund des beschränkten Platzes dürfe man kein weiteres Produkt aufnehmen, sagt Weber und fügt hinzu: «Wir haben einen grossen ­Warendruck.» Das heisst: viel Auswahl auf wenig Platz.

Vor zwei Jahren liess sich Jörg Weber pensionieren. Während dieser zwei Jahre habe er in mehrere Unternehmen in der Nähe investiert, sagt er. Dazu gehört zum Beispiel das Softwareunternehmen Avolut AG, das die ­Digitalisierung für Chicorée ­vorantreibt und den Sitz mit dem Modehaus teilt. Zum anderen ist dies der Schuheinlagenhersteller Numo, der auch an der Kanalstrasse 8 in Dietikon gemeldet ist.

Dort ist Weber wie auch bei Avolut und Chicorée Verwaltungsratspräsident. Ebenfalls an der gleichen Adresse ist das ­Digitalunternehmen Decs ansässig, das Softwarelösungen für Retailunternehmen macht. «Diversifikation ist ein Grund, wieso ich überall dabei bin», sagt er. Es mache ihm Spass, die guten ­Synergien im Haus zu nützen.