«Wir gewinnen und verlieren zusammen»: Zwei Basler Freunde in der Football-Welt

Fabian Bruhin (25) und Florian Ziegler (27) verteidigen beim neuen Schweizer Football Team: den Helvetic Guards. Sie gehen den gleichen Weg und teilen sich mehr als nur den Football.

Fabian Bruhin und Florian Ziegler begrüssen sich mit einem einzigartigen Handschlag. In der anderer Hand halten sie ihren Helm. Der Handschlag sieht so routiniert aus wie eines ihrer Spielzüge auf dem Feld. Denn der Pfeffinger und der Basler sind American-Footballer und spielen zusammen beim neuen Schweizer Team Helvetic Guards.

Die Guards wurden neu gegründet und spielen seit dieser Saison in der European League of Football (ELF). Ziegler und Bruhin verteidigen für das Schweizer Football-Team.

In der Woche verbringen sie bis zu 25 Stunden mit dem Sport und fast so viel Zeit gemeinsam. Das heisst: Krafttraining, Mannschaftstraining, Spiele. Was fast am meisten Zeit der beiden wegnimmt, sind die Reisen. Denn dreimal wöchentlich fahren sie nach Emmenbrücke ins Training der Helvetic Guards. Die gemeinsamen Fahrten schweissen zusammen.

Die Auswärtsspiele sind in Stuttgart, München, Innsbruck, Mailand oder Barcelona. Letzte Woche stand erstmals ein Heimspiel in Wil an. «Es war eindrücklich und hatte eine wahnsinnige Atmosphäre», sagt Ziegler. Bruhin bestätigt diese Beobachtung und fügt hinzu: «Dass 2300 Fans dorthin kamen, gibt uns Hoffnung für den Rest der Saison.»

Vor zehn Jahren war Football in der Schweiz noch kaum ein Begriff. «Heute ist Football erreichbarer», sagt Bruhin, der nebenbei in Basel Sport- und Bewegungswissenschaften studiert und im Fitnessstudio arbeitet.

Ein Sport nur für Amerikaner

Die beiden starteten ihre Karriere beim Football-Team Gladiators beider Basel. Normalerweise spielt man sich im Football durch die Juniorenabteilungen. Der 27-jährige Ziegler und der 25-jährige Bruhin aber sind Späteinsteiger. Bruhin war Eisschnellläufer und spielte Fussball, Ziegler machte Leichtathletik.

Doch zum Football war es ein weiter Weg: «Wie es der Name bereits sagt, dachte ich, das gibt es nur in Amerika», sagt Ziegler und lacht. Er täuschte sich, wie sich später zeigte. Ein Kollege habe ihn vor sechs Jahren in ein Training genommen. Dann ist seine Leidenschaft geboren.

Auch Bruhin packte das Football-Fieber, während dem er ein Spiel in London sah. «Später ging ich als Plausch ins Training und habe seither fast keines mehr verpasst», sagt er.

Von den Gladiators zu den Helvetic Guards und so von der Schweizer Liga in die European League of Football (ELF) ist ein grosser Schritt. Damit Bruhin und Ziegler mit den neu gegründeten Guards auf dem Feld stehen können, mussten sie sich allerdings zuerst beweisen. Sie überzeugten, sodass beide ihren Transfer auf einer gemeinsamen Autofahrt bestätigt bekamen. Heute spielen sie Seite an Seite.

Mehr Professionalität neben dem Feld

Der grösste Unterschied zu den Gladiators seien die vielen Trainer und die gesteigerte Professionalität, sagt Bruhin und fügt hinzu: «Man muss sich immer beweisen.» Mit 13 Coaches, dreifachem Training oder Videoanalyse der Spiele werden den Spielern viele Möglichkeiten geboten. «Diese Coaches bringen uns ihre Erfahrungen von den besten Ligen bei», so Bruhin und sagt wie auch Ziegler: «Sie haben alles gesehen.»

«Football ist sehr taktisch», sagt Ziegler, der wie auch Bruhin in der Verteidigung spielt. Das Coolste am Sport sei die Vielfalt, fügt er weiter hinzu. Dazu gehöre etwa die Kameradschaft.

Freundschaft dank Football

Dass die beiden Freunde wurden, haben sie dem Football zu verdanken. Sie spielten nicht nur zusammen bei den Gladiators, sondern auch in der Schweizer Nationalmannschaft. An Turnieren hätten sie jeweils das Zimmer geteilt, sagt Bruhin. Auch den Weg an die wöchentlichen Trainings bestreiten sie gemeinsam. «Wir haben den gleichen Schritt gemacht und gehen den gleichen Weg», sagt Ziegler.

Obwohl beide in der ähnlichen Position spielen, gebe es keinen Konkurrenzkampf. «Wir profitieren voneinander und es ist eher ein gemeinsames Besserwerden», sagt Ziegler. Bruhin fügt hinzu: «Am Schluss soll der auf dem Feld stehen, der die bessere Leistung zeigen kann.»

Doch nicht nur Physis sei wichtig, sondern auch das Mindset. «Ohne das Mentale bringt dir auch die Physis nicht», sagt er weiter. Neben Bruhin und Ziegler spielen mit Dimitri Gfeller und Timothy Schürmann zwei weitere Basler bei den Helvetic Guards.

«Football ist ein grosser Teil von meinem Leben und unterdessen ein Beruf», sagt Ziegler, der nebenbei in Basel Sport und Geografie studiert. Auch Bruhin findet: «Es ist mehr als nur ein Hobby.» Dennoch werden die beiden mit American Football in der Schweiz nicht reich, zumindest nicht mit Geld.


Hinweis: Dieser Artikel erschien am 17. Juni 2023 in der bz Basel.

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