«Ich hatte keinen grünen Daumen»: Wie dieser Basler zum Pflanzen-Influencer wurde

Jordan Caccin besitzt über 100 Pflanzen in seiner Wohnung und präsentiert seine Pflanzenwelt auf Instagram über elftausend Menschen. Dass der 30-jährige Tätowierer seltene und exotische Pflanzen sammelt, hat mit einer grauen Betonwand zu tun.

Wer einen Blick auf den Wohnblock in Kleinhüningen wirft, sieht nur auf einem Fenstersims Pflanzen. Es ist die Wohnung von Jordan Caccin. Drinnen sieht es aus wie in einem botanischen Garten. Der von Kopf bis Fuss tätowierte Jurassier, die beiden Hunde und die Möbel wirken wie Statisten neben den vielen Pflanzen in der Wohnung.

Vor zwei Jahren eröffnete der 30-Jährige aus Delémont sein eigenes Tattoo Studio in Basel. «Da mein Studio graue Betonwände hat, wollte ich mit Pflanzen ein bisschen Farbe reinbringen», sagt er. Aus einer Pflanze in seinem Tattoo Studio wurden 100 von überall aus der Welt in seiner Wohnung.

Einige von ihnen sind aus Deutschland, andere wurden etwa aus Holland oder Indonesien importiert. Seine neusten Käufe, Tipps und Fotos seiner grünen Mitbewohner präsentiert er auf Instagram. Seinem Profil «Plantbasel» folgen über elftausend Menschen.

Die Mehrheit seiner Anhängerschaft ist gleich begeistert wie Caccin selbst. «Es macht mir Freude, wenn ich eine kleine Pflanze beim Wachsen begleiten kann», sagt er. Doch der 30-Jährige postet auf Instagram nicht nur seine Höhepunkte als Pflanzeninfluencer, sondern auch einen Tiefpunkt: Einer seiner Hunde riss eine Pflanze aus dem Topf und knabberte sie an.

Zwischen Monstera, Alocasia und Philodendron

Trotz Vielfalt ist eine Pflanzenart in Überzahl: Die Alocasia. Neben den sogenannten Pfeilblättern sind Monstera und Philodendren sowie gewöhnliche Zimmerpflanzen in seiner Wohnung zu finden. Dass er trotz der eher komplizierten Haltung so viele Alokasien hat, begründet er so: «Sie fühlen sich wohl bei mir.»

«Ich hatte keinen grünen Daumen», sagt er. Das hat sich in den letzten zwei Jahren um 180 Grad gedreht. Wo früher noch der grüne Daumen fehlte, sind es heute zwei grüne Hände. «Pro Tag verbringe ich etwa zwei Stunden mit meinen Pflanzen», sagt Caccin. Das klingt auf den ersten Moment viel, ist bei seiner persönlichen Pflanzenwelt aber verständlich. Allein sein Schlafzimmer ähnelt eher einem Pflanzenladen als einem Rückzugsort.

In seiner täglichen Routine giesst und düngt er die Pflanzen, ebenfalls muss er diese nach Schädlingen untersuchen. «Die grossen Pflanzen kommen jeweils unter die Dusche», sagt er. Damit entfernt er den Staub und Dreck von den Blättern. Unter der Duschbrause hängt noch eine andere Pflanze. Sie wird aber nicht gerade gewaschen, sondern ist dauerhafte Dekoration.

Luftfeuchtigkeit macht den Unterschied

Wie er sagt, sei die Luftfeuchtigkeit für die Pfeilblätter entscheidend. «Das Klima ist hier nicht wie in Indonesien.» Im Sommer sei es einfacher die Pflanzen zu pflegen als im Winter. Sein Wissen hat er sich durch andere Pflanzenzüchter und in Foren im Internet angeeignet. Nun hat er die Bedürfnisse seiner Gewächse im Kopf.

Doch dies war einmal anders: «Früher habe ich einige Pflanzen gekillt», sagt der 30-Jährige und lacht. Da er seine Pflanzen wie eigene Kinder behandelt, ist es für Caccin schwierig, in die Ferien zu verreisen. Ferien fordern viel Organisation. Pflanze im Wert von 800 Franken

Seine vielen Pflanzen haben einen Wert, welcher der 30-Jährige auswendig weiss. «Meine teuerste Pflanze kostet 800 Franken», sagt er. Denn Caccin sammelt vor allem seltene Alokasien. Eine von diesen hat etwa pink-gefleckte Blätter. Bei einer anderen Pflanze ist die Oberfläche der Blätter leicht behaart, sodass sie sich anfühlt wie Wildleder.

Die grösste seiner Alokasien steht im Wohnzimmer. Der 30-Jährige sagt: «Sie ist der Superstar unter meinen Pflanzen.» Denn seine Instagram-Follower sind regelrecht aus dem Häuschen wegen dieser Pflanze. Der Grund ist, dass ihr Grösse eher aussergewöhnlich ist.

Jordan Caccin kauft nicht nur Pflanzen, sondern züchtet auch neue. Dabei setzt er viele Samen, Setzlinge oder Blätter in einen durchsichtigen Becher voller Erde oder lässt sie in einem grossen Reagenzglas im Wasser schwimmen. Die Behälter sind transparent, damit er sieht, wann die Pflanzen bereit für den Topf sind.

In seinem Ankleidezimmer hat er unter einem Kleidergestell ein winziges Gewächshaus. Wenn er den Deckel anhebt, ragen auf dem halben Quadratmeter einige Blätter aus der Erde heraus, bei anderen ist noch nichts zu sehen.

Lukratives Geschäft auf Instagram

Bei so vielen Setzlingen wird der Platz langsam knapp. Deshalb werden viele seiner Babypflanzen verkauft. Und das geht schnell. Der 30-Jährige schiesst ein Foto des Setzlings und postet ihn auf Instagram. Minuten später ist sein Postfach voll und die Pflanze für 10 bis 30 Franken verkauft.

Neben seinem Bett hat er mehrere Pflanzen.
Auch neben seinem Bett sind einige Pflanzen.
Bild: Kenneth Nars

Meist verkauft er die Pflanzen via Instagram, doch er habe auch schon ein Inserat auf der Verkaufsplattform Ricardo gemacht, sagt er. Dort ist er aber längst nicht der Einzige. Seit der Coronapandemie häufen sich die Inserate auf diesen Plattformen. Immer mehr Leute bieten online Setzlinge von exotischen Pflanzen an. Caccin kauft und verkauft die Pflanzen aber nicht um Geld zu machen, obwohl es lukrativ genug wäre, dies als Beruf zu machen, wie er sagt.

Der Tätowierer würde gerne seine beiden Leidenschaften verbinden. So wünscht er sich nicht nur, seiner Kundschaft Pflanzen zu tätowieren, sondern auch, das Studio mit einem Pflanzenshop zu verbinden.


Hinweis: Dieser Artikel erschien am 29. August 2023 in der bz Basel.

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